„Ich finde es atemberaubend, dass wir Menschen die Möglichkeit haben zu fliegen. Man rollt und rollt und rollt … und auf einmal trägt der Wind dich hoch. Ein unbeschreibliches Gefühl.“
Ich erinnere mich noch genau, wie ich als Kind an den Wochenenden mit meinem Großvater auf der Ochtum in Richtung Bremer Flughafen geschippert bin und staunend die Flugzeuge beim Starten und Landen beobachtete. Gemeinsam malten wir uns aus, woher sie gerade kamen und wohin sie als nächstes fliegen würden.
Ab da war für mich klar: Ich will mein Leben nicht von morgens bis abends in einem Bürostuhl fristen, sondern ich will etwas erleben! Ich werde Flugbegleiterin. Mit Contact Air fing alles an, bevor ich nach drei Jahren als Purser zu Condor Berlin gewechselt bin, also als die verantwortliche Flugbegleiterin an Bord.
Und plötzlich hatte ich Flugangst.
Es ging los, als ich auf einem Flug als normaler Passagier mitflog: Schweißausbrüche. Panik. Totale Nervosität. Es war überhaupt nichts passiert, es gab keinen Vorfall in der Fliegerei, nichts. Ich wusste, ich muss sofort handeln und aktiv etwas dagegen unternehmen, sonst würde es immer schlimmer werden. Wo kam meine Angst auf einmal her? Es stellte sich heraus, dass es eine private und sogar positive Angelegenheit war, die mit dem Fliegen überhaupt nichts zu tun hatte: Ich hatte einen Heiratsantrag bekommen.
Ich war endlich verlobt und wollte unbedingt einmal in meinem Leben in weiß heiraten. Ich weiß noch, dass ich damals im Flieger dachte: Wenn wir jetzt abstürzen, werde ich niemals vor dem Traualtar stehen. Die Erkenntnis für den Grund meiner Flugangst traf mich tief, war aber absolut entscheidend, um sie zu überwinden.
Als ich dann Mutter wurde, habe ich das Fliegen pausiert, aber nach dem Mutterschutz war sofort klar: Ich muss wieder los, ich muss fliegen! Mit dem Verkauf von Condor wechselte ich 2010 zur größten, renommierten deutschen Fluggesellschaft, jedoch nicht als Purser, sondern als First Class Flugbegleiterin auf Langstrecke.
Dadurch hatte ich Gelegenheiten, Länder zu bereisen, in die ich sonst nie gekommen wäre, wie zum Beispiel Saudi-Arabien. Das sind Erlebnisse, die einfach unbezahlbar sind und nur möglich waren, weil ich meine Flugangst überwunden habe.
Doch ich wollte mehr: Ich wollte Menschen helfen.
Die Flugangst am eigenen Leib zu spüren war furchtbar, aber die Flugangst zu überwinden, war unglaublich. Ich bin dadurch stärker geworden. Mutiger. Ich habe mir meine Lebensqualität zurückgeholt. Und ich wollte auch anderen Menschen dabei helfen.
2016 machte ich mich als Business-Coach (BDVT-zertifiziert) selbstständig und helfe seitdem Menschen dabei, ihre Flugangst zu überwinden und somit auch ihre Lebensqualität zu verbessern. Es ist absolut erfüllend, wenn meine Klienten nach meinem Training in ein Flugzeug steigen, mich anrufen und sagen: "Es war so toll, ich weiß nicht, warum ich so lange gewartet habe! Und es war so einfach!"
“What if I fall? Oh, but my darling, what if you fly?”
